Nach über zwei Jahren pandemiebedingter Pause konnte am 4. Juli endlich unser zweiter GreenTeaTimeTalk mit dem Titel “Ein Handels- und Finanzsystem jenseits der WTO? Zur Neuorientierung in der Außenwirtschaft” stattfinden.

Wir haben zum Panel-Talk eingeladen, um die Herausforderungen, die dieses hochaktuelle Thema mit sich bringt, von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Gleichzeitig ist es unser Ziel gewesen, Wege aufzuzeigen, wie ein resilientes internationales Handels- und Finanzsystem im Angesicht der aktuellen, aber auch zukünftigen Krisensituationen ausgestaltet werden kann. Als Panelist:innen konnten wir Stormy-Annika Mildner, Reinhard Bütikofer und Jörg Asmussen gewinnen.
Im Fokus standen dabei außerdem mehrfach die Chancen und Möglichkeiten eines Plurilateralismus: Dieser beschreibt den Schluss von zwischenstaatlichen Abkommen mit diversen Partnerstaaten – diese Diversifizierung des Handels vermeidet einseitige Abhängigkeiten und verringert Klumpen-Risiken. Auch die enge Verflechtung zwischen Handels- und Finanzsystemen wurde zum Thema.

Dr. Stormy-Annika Mildner

Dazu Dr. Stormy-Annika Mildner:
„Handel hat über Jahrzehnte zu mehr Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Arbeitsplätzen beigetragen – in der EU und weltweit. Zu hohe Abhängigkeiten von einzelnen Ländern und Produzenten ist jedoch gefährlich. Dies gilt umso mehr in einem sich gewandelten geopolitischen Umfeld. Unternehmen und Regierungen tragen gemeinsam Verantwortung, resiliente Handelsbeziehungen aufzubauen. Dabei sollten alle Instrumente der EU-Handelspolitik zum Einsatz kommen: Unilaterale, bilaterale und multilaterale.“

 

 

Jörg Asmussen

Auf Letztere wies auch Jörg Asmussen hin:
Durch die aktuelle Krisensituation mit steigenden Preisen für Nahrungsmittel und Energie wird die enge Verwebung von Handels- und Finanzsystemen deutlich. Sehen wir uns die internationale Verwendung von Währungen im Handel an, wird klar, dass der US-Dollar mit 66% weiterhin das dominante Zahlungsmittel im globalen Handel ist. Der Euro ist mit knapp 25 Prozent die zweitwichtigste Währung. Auf den japanischen Yen entfallen knapp 9 Prozent und auf den chinesischen Renminbi 2 Prozent. Während der Handel sich global fragmentiert und die Rolle großer Schwellenländer deutlich zugenommen hat, ist das „Bezahlsystem“ klar US-Dollar dominiert, mit Zuwächsen für die europäische Gemeinschaftswährung.“

 

Reinhard Bütikofer

Reinhard Bütikofer zeigte die Relevanz der politischen Dimension beim Abschluss internationaler Handelsabkomen auf:
Wir befinden uns in einer Umbruchsituation, in der allein ökonomische Gesichtspunkte bei dem Abschluss von Handelsabkommen nicht mehr ausreichend sind. Staat und Unternehmen müssen dem Primat der Politik zur Geltung verhelfen, um gemeinsam Verantwortung in der globalen Krise zu übernehmen.

 

 

Über die Panelist:innen:
Dr. Stormy-Annika Mildner – Direktorin des Aspen Institute Deutschland
Jörg Asmussen – geschäftsführendes Präsidiumsmitglied und Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV)
Reinhard Bütikofer – MdEP (Grüne/EFA), Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten (AFET), außenpolitischer Sprecher der Grünen/EFA; stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Internationalen Handel (INTA); Vorsitzender der Delegation des EP für die Beziehungen mit der Volksrepublik China